12.12.2012
Kulturelle Perlen neu auffädeln
Landtagsrede zu TOP 49: Bericht des Stiftungsrates für 2011 zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Die Landesmuseen Schloss Gottorf sind unzweifelhaft Perlen in der Schleswig-Holsteinischen Kulturlandschaft. Und es ist hier wie in der Natur: keine gleicht der anderen. Jede für sich ist einzigartig, hat eine besondere Ausstrahlung. Zusammen sollen sie gleichwohl eine Kette bilden, die sich sehen lassen kann und mit der sich viele schmücken wollen. In erster Linie das Land Schleswig-Holstein, dessen Ge-schichte von der Urzeit bis zur Gegenwart in archäologischer, historischer und kunsthistorischer Sicht auf der Schlossinsel selbst präsentiert wird. Aber auch die thematisch spezialisierten Museen, die von der Wikingerzeit, der jüdischen Ge-schichte und der Volkskunde erzählen, wollen glänzen. Und nicht zuletzt bean-sprucht das Zentrum für baltische und skandinavische Archäologie als außeruniversitäre Forschungseinrichtung besondere Beachtung. Neu aufgenommen in den Reigen wird nun auch noch das Freilichtmuseum Molfsee.
Nun sollen die Perlen neu aufgezogen werden. Mit einem zweiköpfigen Vorstand und fünf Abteilungen gibt es eine neue Organisationsstruktur. Direktor und Ge-schäftsführer müssen die Perlen gut verknoten, damit der Strang hält, und dabei andererseits die Ästhetik nicht aus den Augen verlieren. Ich hoffe sehr, dass diese Balance zwischen Form und Inhalt gelingt.
Die Probleme jedenfalls sind riesengroß. Die Stiftung verfügt über ein beachtliches Vermögen, ihr fehlen allerdings die Mittel, um ihren laufenden Betrieb und den ge-waltigen Investitionsstau bei der Unterhaltung der größtenteils denkmalgeschützten Gebäude zu meistern. Es ist deshalb gut und richtig, dass das Land nun zusätzliches Geld gibt und die Förderung im Rahmen des Investitionsprogramms kulturelles Erbe flexibler gestaltet. Selbst das wird allerdings das strukturelle Defizit nicht beheben. Die Landesmuseen müssen sich auch selbst neu aufstellen. Die zurückgehenden Besucherzahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Und das ist keineswegs nur eine Aufgabe des Marketings.
Die Dauerausstellung auf Schloss Gottorf haben die meisten von Ihnen vermutlich schon als Schulkind gesehen. Ihre Überarbeitung ist lange überfällig und soll nun endlich in Angriff genommen werden. Die Zusammenführung des Freilichtmuseums Molfsee und der Volkskunde am Hesterberg in Schleswig muss inhaltlich und konzeptionell erst noch erarbeitet werden. Schließlich bleibt die Frage, wie ein notwendiger Neubau von Magazin und Ausstellungsraum in Kiel finanziert werden kann. Mit dem Gottorfer Landmarkt, den Theateraufführungen im Schlosshof und Konzerten öffnet sich Gottorf auch für neue BesucherInnen. Damit diese auch wiederkommen, müssen allerdings immer wieder Anreize geschaffen werden. Von den gut 122.000 BesucherInnen im Jahr 2011 kamen rund 19 Prozent allein wegen der Sonderausstellung „Liebermanns Gegner“ ins Schloss Gottorf! Dies ist nicht verwunderlich, kann man dieselbe Beobachtung doch auch in anderen Museen machen. Und schließlich können Sie sich alle selbst als potentielle BesucherInnen befragen: kämen sie immer wieder zurück, um sich zum x-ten Mal die berühmte Moorleiche oder den fliegenden Engel von Barlach anzuschauen?
Perlen, die nur im Schmuckkasten liegen, haben nur einen begrenzten Reiz für den, der um ihr Vorhandensein weiß. Ihr Anblick, aufgereiht zu immer neuen Schnüren, wird dagegen viele immer wieder erfreuen. Ich bin mir sicher, dass die Stiftung Mut zu Entscheidungen, Kreativität in der Umsetzung und das nötige Fingerspitzengefühl beim Fädeln der neuen Perlenkette haben wird.
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