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Marlies FritzenLandtagsreden

Landtagsreden

13.11.2019

Das Grüne Band ist ein Biotopverbund mit historischer Bedeutung

Es ist paradox: aus dem ehemaligen Todesstreifen an der innerdeutschen Grenze ist einer der vielfältigsten und wertvollsten Naturlebensräume Deutschlands geworden. Durch neun Bundesländer zieht er sich als 1400 km langes „Grünes Band“ mit weit überwiegend naturnahen Wäldern, Wiesen, Heiden und Feuchtgebieten, in denen 1200 gefährdete Arten leben. Das ist in jeder Weise besonders, es ist ein großartiger Biotopverbund, den monumental zu nennen angemessen wäre.

Seit 2009 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, Gebiete von solch herausragender Bedeutung zu „Nationalen Naturmonumenten“ zu erklären und wie Naturschutzgebiete zu schützen. Dabei wird hier nicht nur auf die naturgeschichtlichen Besonderheiten abgehoben, sondern ausdrücklich auch der kulturhistorische Wert benannt.

Beides - Natur und Kultur - kommt hier in besonderer Weise zusammen. Der Todesstreifen ist im nationalen Gedächtnis, insbesondere bei denjenigen, die ihn nah erlebt haben, wie eine Narbe eingebrannt. Dass dieser Streifen sich zu einem Grünen Band entwickeln konnte, ist untrennbar mit der friedlichen Revolution und dem Mauerfall aber auch mit den Folgen von Nationalsozialismus, Weltkrieg und Teilung Deutschlands und Europas verbunden. Und genau dieses beides macht es so wertvoll.

Thüringen hat letzten Herbst 760 km Grünes Band gesetzlich geschützt, überwiegend vom Bund übertragene Flächen. Sachsen-Anhalt plant dies ganz aktuell. Rund 6800 Hektar Bundesflächen sind mittlerweile in das Nationale Naturerbe überführt worden. Weitere Flächen kommen sukzessive hinzu. Bei solchen Flächen in öffentlicher Hand ist eine Ausweisung natürlich leichter, weil keine privaten Interessen entgegenstehen. Das heißt aber nicht, dass wir hier nicht auch darüber reden sollten. Hessen hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, um die Möglichkeiten für ein westliches Bundesland zu prüfen. Das Bundesumweltministerium hat bislang 19 Millionen Euro über verschiedene Förderprogramme ausgegeben und weitere Mittel sind bereit gestellt. Verbände, Stiftungen aber auch private Eigentümer*innen können z. B. Geld über das Programm „Biologische Vielfalt“ bekommen, um Lebensräume wieder herzustellen und Lücken im Grünen Band zu schließen. Geld, das wir auch in Schleswig-Holstein gut gebrauchen können. Nationale Schutzgebiete sind, wie wir aus zahlreichen wissenschaftlichen Studien wissen, nicht nur gut für die Natur, sondern auch für die Wertschöpfung vor Ort, etwa aus dem Tourismus. In einer ansonsten eher strukturschwachen Region wie Herzogtum Lauenburg, eine Chance, die endlich ergriffen werden sollte. Das Biosphärenreservat auf der östlichen Seite des Schaalsees hat es vorgemacht.

Nationales Naturmonument – das klingt bombastisch. Man denkt zunächst vielleicht an den Grand Canyon, Serengeti oder das Great Barrier Reef. muss aber gar nicht sein. Es geht auch eine Nummer kleiner. Wir brauchen im Gegensatz zu Nationalparken keine weiträumigen Flächen. Wir brauchen aber eine Verständigung darüber, dass dieser Raum besonders schützens- und erhaltenswert ist. Das Bundesnaturschutzgesetz sieht dafür ausdrücklich das Benehmen mit anderen Interessen wie z. B. Verkehr und digitale Infrastruktur vor. Sollten wir uns gesamtgesellschaftlich nicht dazu entschließen, das Grüne Band dauerhaft zu erhalten und damit die Erinnerung an Kriegsschuld und daran anschließendes unmenschliches Grenzregime mahnend wach zu halten, werden wir eines Tages auch keine Erinnerung mehr daran haben, wie vielfältig und unterschiedlich weitgehend unberührte Natur in Deutschland sein kann. Um beides wäre es mehr als schade. Beides zu verlieren heißt ein Stück Identität, einen Teil von uns zu verlieren.



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