19.02.2020
Heute ist ein guter Tag für die Schlei

Wie unter einem Brennglas bündeln sich die Umweltsünden der Vergangenheit und der Gegenwart in der Schlei. Plastikmüll, hochgiftige Industrierückstände, Sorgen um den Hochwasserschutz, Überdüngung des Gewässers - wir sprechen nicht zum ersten Mal darüber. Aber zum ersten Mal nehmen wir heute eine mögliche Lösung in den Blick und deshalb ist das hier und heute ein guter Tag für die Schlei.
Und weil wir es nicht kleiner machen wollen, als es ist, nennen wir das Ganze „Modellregion Schlei“. Das was wir vorhaben ist nicht komplett neu, aber es kann ein Muster dafür werden, wie man miteinander dicke Bretter bohrt und Umwelt- und Naturschutz nicht nur in Sonntagsreden wichtig findet, sondern unter der Woche tatsächlich umsetzt.
Ausgehend vom „Integrierten Schleiprogramm“, das in den Kreisen Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde entwickelt wurde, schaffen wir eine Organisationsstruktur vor Ort, die an die Lokale Aktion Schlei angebunden ist. Die zusätzlichen Personalstellen werden vom Land und den Kreisen finanziert und ich bin sehr dankbar für die entsprechenden Haushaltsbeschlüsse, die die beiden Kreistage dazu Ende vergangenen Jahres gefasst haben.
Der ökologische Zustand der Schlei ist schlecht. Die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie werden hier nicht erfüllt. Eine Verbesserung ist nur zu erreichen, wenn man das gesamte Einzugsgebiet der Schlei in den Blick nimmt. Wir brauchen flächenhaft wirksame Maßnahmen zur Nährstoffreduzierung. 75%Prozent der Flächen werden landwirtschaftlich genutzt, überwiegend durch Ackerbau. Die Einträge durch Stickstoff liegen im Bereich der Koseler Au doppelt so hoch wie erlaubt bei 5,4 mg/l, an der Füsinger Au immerhin noch bei 4,2 mg/l. Phosphat wird über die Füsinger Au in 14facher Höhe eingeleitet als erlaubt.
Das Grundprinzip der Arbeit der lokalen Aktionen heißt Kooperation, und das ist auch das Stichwort für die Modellregion Schlei: gemeinsam vor Ort etwas schaffen, das Landnutzung und Schutz von Natur und Umwelt verbindet. Die Bereitschaft der Landwirt*innen ist vorhanden. Jetzt geht es darum, passende Maßnahmen zu entwickeln.
Das, und wie das gelingen kann, zeigt beispielhaft die Lokale Aktion in der Eider-Treene-Sorge-Niederung mit K.U.N.O. Das Bündnis aus Naturschützer*innen, Landwirt*innen, Kommunen und Verbänden ist seit 2008 tätig und hat das Ziel, durch „einvernehmliche Projekte die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft zu fördern und Landwirt*innen, die maßgeblich an dem Erhalt dieser Landschaft beteiligt sind, durch Honorierung eine Perspektive im Naturschutz aufzuzeigen. Gleichzeitig soll die Attraktivität der Niederung für Erholungssuchende gesteigert und durch naturtouristische Angebote erlebbar werden.
Die Diskussionen über die Art und Weise unserer Landwirtschaft zeigen: ein „Weiter so“ kann es nicht geben. Das macht unsere Ökosysteme kaputt und das halten unsere Landwirt*innen ökonomisch nicht durch. Wir brauchen eine echte Agrarwende. Dazu müssen die EU-Subventionen vom Kopf auf die Füße gestellt und die Leistungen für das Gemeinwohl auskömmlich bezahlt werden. Gewässer- und bodenschonende, vielfältige Landwirtschaft ist der einzige Ausweg aus dem Agrar-Dilemma. In der Modellregion Schlei fangen wir damit an und deshalb ist heute ein guter Tag für die Schlei und für uns alle.
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