21.09.2011
Auf beiden Augen blind
Zum Bericht der Landesregierung im Umwelt- und Agrarausschuss zur Verlängerung der Lizenzen für die Muschelfischerei im Nationalpark Wattenmeer sagt die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Marlies Fritzen:
Der Versuch der schwarz-gelben Regierungskoalition, gut sieben Monate vor ihrer Ablösung noch Fakten zu schaffen und die Lizenzen für die Muschelfischerei im Nationalpark bis 2026 zu verlängern, muss gestoppt werden.
Die Bestände der Miesmuschel im Wattenmeer sind in den letzten 20 Jahren um 90 Prozent zurückgegangen. Nach Auffassung der Landesregierung handelt es sich um natürliche Schwankungen. Dass die Entnahme fast sämtlicher Miesmuscheln aus dem ständig wasserbedeckten Teil des Wattenmeeres keinen Einfluss auf die Bestände haben soll, ist allerdings nur schwer vorstellbar. Eine Kompensation durch von außen ins Wattenmeer eingeführte Saatmuscheln ist nicht akzeptabel. Diese Problematik erkennt auch die Landesregierung, warum sonst soll die Erlaubnis dafür mittelfristig auslaufen.
Diese Form der Nutzung ist Raubbau am Weltnaturerbe. Statt Lizenzverlängerungen brauchen wir Vereinbarungen über Ruhezeiten und Ruhezonen, damit die Bestände sich erholen können. Die Muschelfischer, die immerhin eine ökologische Zertifizierung mit dem MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) anstreben, sollten sich hierfür offen zeigen.
Im Nationalpark muss der Schutz der heimischen Flora und Fauna Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben. Die Zuständigkeit für das Fischereimanagement muss auf die Nationalparkverwaltung übertragen werden. Wer jetzt Kapazitätsausbau für möglich hält, ist auf dem ökologischen und dem ökonomischen Auge blind.
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